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Zollstreit mit den USA: Worst Case eingetreten

Seit dem 7. August gelten in den USA für Importe aus der Schweiz Zölle von 39 Prozent. Es ist genau das eingetroffen, was unbedingt verhindert werden sollte: das Scheitern der Verhandlungen mit US-Präsident Donald Trump. Bis zuletzt hatte der Bundesrat auf einen Deal gehofft. Nun jedoch wurde die Schweiz mit dem höchsten Zollansatz in ganz Europa abgestraft. Die Schweizer Exportwirtschaft gerät dadurch unter Druck. Trotzdem verzichtet der Bundesrat auf Gegenmassnahmen und will weiter verhandeln.

Als der republikanische US-Präsident Donald Trump am 2. April seine Zollmassnahmen verkündete, sorgte er damit für einen Paukenschlag. Er selbst bezeichnet das Datum als «Liberation Day» und sprach von einem der wichtigsten Tage in der amerikanischen Geschichte. Die Weltöffentlichkeit hingegen reagierte vielerorts schockiert. Weltweit stürzten die Aktienmärkte ab und der US-Dollar verlor kurzfristig an Wert. Die diplomatischen Reaktionen waren ebenfalls deutlich. So sprach etwa Frankreichs Premierminister von einer «Katastrophe für die globale Wirtschaft».

Was also war geschehen? Donald Trump verkündete an diesem 2. April, dass ein Basiszoll von 10 Prozent auf alle Importe in die USA eingeführt werden soll. Doch nicht nur das: Für gewisse Staaten wurden auch sogenannte Gegenzölle verkündet. Für die Europäische Union (EU) wurden diese etwa auf 20, für die Schweiz auf 31 Prozent festgelegt. Es war der vorläufige Tiefpunkt in einem Zollstreit, der bereits kurz nach Trumps Amtseinführung Anfang 2025 begonnen hatte. So hatte der US-Präsident zum Beispiel im März dieses Jahres schon die Zölle für Waren aus China auf 20 Prozent erhöht und kurz darauf Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte angekündigt. Trump möchte mit dieser Zollpolitik das Handelsdefizit seines Landes verringern. Sein Ziel ist es, dass künftig vermehrt in den USA produziert wird.

Was nach dem «Liberation Day» folgte, übertraf aber alle Reaktionen auf Trumps bisherige Zollpolitik. Nicht nur Unternehmer und Unternehmerinnen, sondern auch viele Politikerinnen und Politiker – selbst aus Trumps eigener Partei – hielten nicht mit ihrer Kritik an den Massnahmen zurück. Einige Länder kündigten gar Gegenmassnahmen an. Es wird aber vermutet, dass es letztlich wohl die massiven Kursverluste an den Börsen gewesen sind, die Trump bereits wenige Tage später dazu bewogen, die länderspezifischen Gegenzölle vorerst zu pausieren. Die Zölle für China blieben bestehen, so wie auch der universelle Zoll von 10 Prozent.

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Am 7. August sind nun mit rund vier Monaten Verzögerung auch die länderspezifischen Zölle in Kraft getreten. Bis dahin hat Donald Trump die Zeit genutzt, um mit verschiedenen Staaten bilaterale Deals zu vereinbaren. Er selbst teilte mit, dass sich hierfür insgesamt 75 Staatsoberhäupter bei ihm gemeldet hätten. Zahlreiche Medien im In- und Ausland berichteten, dass Trump die Zollpause als taktisches Mittel eingesetzt habe, um möglichst viele Länder an den Verhandlungstisch zu holen. Die drohenden Zölle dürften dem US-Präsidenten dabei als Druckmittel gedient haben.

Auch gegenüber der EU hielt sich Trump nicht mit verbalen Drohgebärden zurück. So verkündete er im Juli, Basiszölle in der Höhe von 30 Prozent auf Produkte aus der EU zu erheben. Im April hatte er noch 20 Prozent angekündigt. Erneut sollte in den Verhandlungen Druck aufgebaut werden. Ende Juli aber konnte sich die EU-Kommission mit den USA schliesslich auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten Warenimporte verständigen. Gleichzeitig erhalten die USA bei fast allen Produkten einen zollfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt. Zum Vergleich: Bisher betrugen die gegenseitigen Zölle im Durchschnitt rund 1 Prozent. Wenig überraschend hat der neue Deal innerhalb der EU gemischte Reaktionen hervorgerufen. Die einen sprechen von einer Kapitulation, die anderen davon, dass der Worst Case abgewendet werden konnte.

Die Schweiz hingegen konnte den Worst Case nicht abwenden. Ausgerechnet am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, wurde bekannt, dass die Verhandlungen mit den USA gescheitert sind. Statt der im April verkündeten Zölle von 31 Prozent gelten seit dem 7. August nun sogar 39 Prozent für alle Importe aus der Schweiz. Das ist der höchste Ansatz in ganz Europa. Auf der vom Weissen Haus veröffentlichten Zollliste haben weltweit nur Brasilien (50 Prozent), Syrien (41), Laos und Myanmar (je 40) einen höheren Zoll erhalten. Und dies, obwohl der Bundesrat Anfang Mai nach einem Treffen mit dem US-Finanzminister noch zuversichtlich gewesen war, dass eine Lösung möglich ist. Ein Deal mit den USA schien damals in greifbarer Nähe.

Nun hingegen stellt sich die Frage, wie die Schweiz mit dem neuen Szenario umgehen soll. Bereits wenige Tage nachdem die Zölle von 39 Prozent in Kraft getreten waren, teilte der Bundesrat mit, dass die Schweiz den USA eine «optimierte Offerte» vorgelegt habe. Die Regierung will also die Verhandlungen weiterführen – und den US-Präsidenten allenfalls mit neuen Zugeständnissen überzeugen. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter erklärte zudem, dass die Schweiz auf eigene Gegenzölle verzichten wird, weil diese vor allem dem eigenen Land schaden. Sie teilte aber auch mit, dass man nicht «um jeden Preis» einen Deal finden möchte. Am Ende, so machte sie deutlich, liegt die Sache in der Hand des amerikanischen Präsidenten.

Auftrag

  • Sammeln Sie mithilfe der KI Stichworte und kurze Zitate zu folgenden Fragen:

    • Was sind die Reaktionen der politischen Parteien auf Trumps Zollerhöhung? Mögliche Fragen: Welche Massnahmen zum Schutz der Schweizer Wirtschaft schlagen die Parteien vor? Wie soll sich die Schweiz gegenüber Trump verhalten? Was bedeuten die US-Zölle für die Schweizer Beziehungen zur EU?
    • Wie kommentieren die internationalen Medien den hohen Zollsatz für die Schweiz?
  • Nutzen Sie die Stichworte und Zitate aus Aufgabe 1, um einen kurzen Zeitungsartikel zu verfassen (ca. 1/3 A4-Seite). Berichten Sie darüber, wie die Zollerhöhung in der Politik und in den internationalen Medien aufgenommen wurde. Geben Sie dem Artikel einen ansprechenden Titel.

  • Wie positioniert Trump die USA mit Beschluss der Zollmassnahmen im Trilemma-Dreieck der Globalisierung (siehe Grundlagenwissen «Trilemma der Globalisierung»)? Machen Sie zu zweit einen Vorschlag und vergleichen Sie Ihr Resultat anschliessend in der Klasse.

  • Angenommen, die Schweiz würde ihrerseits die Importzölle auf Produkte aus den USA auf 39 Prozent erhöhen:

    • Welche US-Produkte, die Sie mögen, würden dadurch teurer? Erstellen Sie eine Liste.
    • Nehmen Sie zu jedem Produkt auf Ihrer Liste folgende Einschätzungen vor: Wären die Konsumentinnen und Konsumenten bereit, einen höheren Preis zu bezahlen? Ist das Produkt ersetzbar?
    • Präsentieren Sie Ihre Erkenntnisse der Klasse.