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Superfoods

Quelle: iStock

Avocado, Chia-Samen, Goji-Beeren und Quinoa: Sie alle sind sogenannte «Superfoods», sollen angeblich fit und schlankmachen und stammen aus exotischen Ländern. Wegen den verursachenden Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen steht vor allem ihr Anbau in der Kritik. Trotzdem nimmt ihr Konsum in Europa und anderen westlichen Gesellschaften mit steigender Tendenz zu.

Zu den Superfoods gehören natürliche Nahrungsmittel, die einen besonders hohen Wert an Antioxidantien, Vitaminen, Mineralien und/oder ungesättigten Fettsäuren aufweisen. Sie können damit einen wesentlichen Beitrag zu einer gesunden Ernährung beitragen. Der ökologische und soziale Preis für die exotischen Früchte, Beeren, Nüsse usw. ist jedoch hoch. Denn zusätzlich zur ökologischen Belastung durch den Transport von weit her, haben häufig auch das Abholzen des Regenwaldes, mangelnder Bodenschutz, hoher Pestizidverbrauch und enormer Wasserbedarf negative Folgen auf die Umwelt. Hinzu kommt, dass die Produktion beispielsweise von Avocados, Chia-Samen und Quinoa nachweislich zu schlechten Arbeitsbedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter, Schutzgelderpressungen und Trinkwassermangel geführt hat. In der nördlichen Region Petorca bedecken heute zu weiten Teilen Avocado-Grossplantagen die Felder. Die meisten kleineren Avocado-Farmen mussten daher ihr Land verkaufen. Folglich sind mehr als zweitausend solcher kleinen Betriebe seit 2007 eingegangen (https://www.lifegate.com/avocado-chile-water). Da für die Produktion von nur einem Kilo Avocado 1000 Liter Wasser benötigt werden (das sind mind. acht Mal mehr als für ein Kilo Kartoffeln), bleibt in der äusserst trockenen Region nicht mehr genügend Trinkwasser für die lokale Bevölkerung übrig. Die Folge: In den besonders trockenen Sommermonaten muss das Wasser mit Lastwagen von weit weghergebracht und teuer gekauft werden. Damit hat es gerade genug Wasser, um zutrinken und zu kochen; Wäschewaschen liegt nur einmal im Monat drin.

Ein wesentliches Problem dabei ist, dass in Chile der Besitz von Wasser privatisiert ist. Das heisst, Firmen können beispielsweise das Wassernutzrecht von einem Brunnen kaufen. So kann Wasser, das vorher vielleicht für eine ganze Ortschaft ausreichend war, in seiner Gesamtheit in die Avocado-Produktion fliessen. Da der Avocado-Export für Chiles nationale Wirtschaft von grosser Bedeutung ist, subventioniert der Staat solche Grossplantagen, auch wenn diese Wasser horten, das anschliessend der Bevölkerung fehlt. Es kommt vermehrt auch zu Drohungen und Versuchen der Erpressung gegenüber Brunnenbesitzern und -besitzerinnen, die ihre Wasserrechte nicht an Plantagenbesitzer und -besitzerinnen verkaufen wollen. Auch illegaler Wasserdiebstahl mehrt sich. Plantagen zweigen Wasser von Flüssen und Bächen ab, um ihre Plantagen zu bewässern. Dies hat ausgetrocknete Flussbette zur Folge und dadurch noch weniger Regenfälle, da kein Wasser mehr verdunstet. Wasserdiebe anzuzeigen, bringt meistens wenig, da die Geldstrafen gering sind und es sich daher für die Täter nicht lohnt, damit aufzuhören. Deshalb wird die Avocado heute vielerorts auch «grünes Gold» genannt.

Die Avocado-Produktion bringt also grosse ökologische Belastungen mit sich. Nebst dem hohen Wasserverbrauch muss hier auch der Strom, der benötigt wird, um das Wasser in die Plantagen zu pumpen, mit einberechnet werden. Auch die CO2-Belastung ist hoch, damit Lastwagen Trinkwasser in Ortschaften gebracht werden muss. Dazu kommt der Transportweg per Flugzeug oder Schiff nach Europa, wo die Avocados dann in riesigen Hallen bis zur perfekten Reife gelagert werden müssen. Weiter kommen Probleme von Monokulturen dazu, die ungeachtet der Art der Frucht immer dieselben sind: Die Pflanzen verlieren ihre Widerstandsfähigkeit und sind deshalb anfälliger für Krankheiten und Parasiten, weshalb mehr Fungizide und Pestizide eingesetzt werden. Dies hat zur Folge, dass der Boden sowie das Grundwasser beschädigt wird und es zu einer höheren Boden-Erosion führen kann.  

Einheimische Alternativen:
Gesund sind nicht nur exotisches Gemüse sowie exotische Früchte, Samen und Nüsse, sondern auch einheimische Lebensmittel dieser Art haben sogenannte «Superfood»-Inhaltsstoffe. So ist beispielsweise in Walnüssen ein Vielfaches an Protein enthalten im Vergleich zu einer Avocado. Statt Chia-Samen können zum Beispiel Leinsamen verwendet werden und Sojamilch kann mit Hafermilch ersetzt werden. Auch diverse Kohlsorten können aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als «Superfood» gelten und sind in unserer Klimazone beheimatet, so zum Beispiel Rotkohl oder Federkohl. 

Quelle: https://www.ardmediathek.de/swr/video/doku-und-reportage/avocado-umweltkiller-superfood/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyMTc4OTQ/

Auftrag

  • Überlegen Sie sich, welche Lebensmittel Sie in der letzten Woche konsumiert haben. Waren darunter auch «Superfood-Lebensmittel»? Welche?

  • Hören Sie sich folgenden Podcast an und nennen Sie zu den im Text beschriebenen «Superfoods» je eine einheimische Alternative:

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  • Was sind die Vorteile des Verzehrs von einheimischen regionalen Produkten?

  • Erklären Sie, was gegen die Privatisierung und Knappheit von Wasser unternommen wird und wie es bei uns in der Schweiz aussieht. Informationen dazu finden Sie auf folgender Website:

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  • Wie sieht die Wassersituation bei uns in der Schweiz aus und was wird unternommen, damit diese so bleibt? Nutzen Sie zur Beantwortung der Frage die unten verlinkte Website.

    Website anzeigen

  • Diskutieren Sie den Fall Samuel: Samuel will sich möglichst gesund ernähren, um fit und schlank zu bleiben. Dafür kauft er auch oft «Superfoods» ein. Am liebsten mager Avocados. In den Medien hat er schon öfters gelesen, dass die Avocadoproduktion die Ökologie stark belastet. Eigentlich will er deswegen solche Produktemeiden. Wie soll er sich entscheiden?

  • Bestimmt ist es Ihnen in der Diskussion nicht einfach gefallen, eine Lösung zu finden, die alle überzeugte. Ein Entscheidungsbaum kann helfen, wichtige Gedanken in heikle Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Führen Sie anhand des Instruments «Kaufentscheide» einen Verantwortungscheck für den Fall Samuel durch (siehe Entscheidungsbaum 2 und die Beispiele dazu). Halten Sie Ihr Ergebnis schriftlich fest.