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Die Spanische Grippe

Grippe-Pandemien gibt es ca. alle 10-15 Jahre. Eine sticht jedoch bis heute besonders heraus: die Spanische Grippe. Die Grippe verbreitete sich in der ganzen Welt und forderte allein in der Schweiz rund 25'000 Todesopfer.

Die Spanische Grippe war eine Pandemie, die sich in den Jahren 1918 bis 1920 über den Globus verbreitete und etwa 20bis 50 Millionen Todesopfer forderte – bei einer Weltbevölkerung von damals nur gerade 1.8 Milliarden Menschen. Am schlimmsten traf die Grippe jedoch indigene Völker auf der ganzen Welt – in gewissen Dörfern der Inuit in Nordamerika oder der Maori in Neuseeland bspw. lebten zeitweise keine Erwachsenen mehr, da die Sterblichkeitsrate so hoch war. Denn während die meisten Grippe-Viren v.a. Kleinkinder und ältere Menschen gefährden, führte die Spanische Grippeüberwiegend bei 20- bis 40-Jährigen zum Tode.

Auch in der Schweiz erkrankten an der Grippe, deren Ursprung bis heute nicht geklärt ist, ca. 2 Millionen Menschen, wovon knapp 25'000 starben. Das entspricht ca. 0.62 Prozent der damaligen Bevölkerung. Da es jedoch keine ärztliche Meldepflicht gab, geht man von einer noch viel höheren Dunkelziffer aus. Die Schweiz befand sich 1918, gegen Ende des Ersten Weltkrieges, in einer Zeit heftiger Auseinandersetzungen und sozialer Spannungen, die im November 1918 zum Landesstreik führten. Der Seuchenausbruch verstärkte diese Spannungen enorm und führte zeitweise zu fast bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Insbesondere die schlechten Unterkunfts- und Verpflegungsverhältnisse der Soldaten, bei denen die Grippe zuerst ausbrach, wurden in den Medien heftig kritisiert. Den Behörden und dem Sanitätskorps der Armee wurden vorgeworfen, schlecht vorbereitet zu sein. Erst als eine Untersuchungskommission sich mit dem Thema beschäftigte, glätteten sich die Wogen in der öffentlichen Meinung, ohne dass sich jedoch die Verhältnisse starkverbessert hätten.

An vielen Orten auf der Welt galten damals strikte Verhaltensregeln –etwa so wie wir sie in der Corona-Krise selbst erfahren haben. Schulen und Kirchen wurden geschlossen, Einkaufsmöglichkeiten eingeschränkt und Veranstaltungen abgesagt. Auch die Quarantänepflicht und das Tragen von Gesichtsmasken wurden vielerorts eingefügt und die Missachtung z.T. mit Geldstrafen gebüsst.

Die Spanische Grippe hat bis heute noch Auswirkungen – so waren etwa die Russische Grippe 1977/78 und die Schweinegrippe 2009 sowie 1957 die Asiatische Grippe und 1968 die Hongkong-Grippe allesamt Subtypen des Spanischen Grippe-Virus. Manche nennen sie daher die «Mutter aller Pandemien».


Namensherkunft

Trotz ihres Namens stammt die Grippe nicht ursprünglich aus Spanien, sondern möglicherweise aus den USA oder aus dem asiatischen Raum. Während des Ersten Weltkrieges galten jedoch in den meisten Ländern strikte Zensurvorschriften in den Zeitungen. Da die meisten Nationen nicht wollten, dass ihre Kriegsgegner von einer Epidemie in den eigenen Rängen erfuhren, wurde darüber nicht berichtet. Spanien hingegen war eines der wenigen neutralen europäischen Länder und deshalb weniger stark der Zensur unterstellt. Die Nachrichten über den Ausbruch einer Grippewelle verbreitete sich dort daher viel schneller und wurde auch international weit getragen. Obwohl man mittlerweile weiss, dass Spanien kaum der Ursprung der Pandemie war, hat sich der Name bis heute gehalten.

Aufträge

  • Schauen Sie sich den Tagesschau-Beitrag zur Spanischen Grippe an und lösen Sie die nachfolgenden Aufträge:

    Beitrag anzeigen

    a) Im Videobeitrag wird vermutet, dass die Spanische Grippe in den USA entstanden ist. Was hat danach die Verbreitung der Pandemie begünstigt?

    b) Warum konnte sich die Spanische Grippe so schnell ausbreiten?

    c) Erklären Sie, warum die Spanische Grippe als «vergessene Pandemie» bezeichnet wird.

    d) Inwiefern kritisiert die Historikerin uns Menschen, wenn es um den Zusammenhang von Spanischer Grippe und Corona-Pandemie geht. 
  • Erarbeiten Sie mithilfe des Textes, des Videobeitrags und des untenstehenden Artikels Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit der Pandemiedamals und heute.

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  • Versetzen Sie sich in die Position der Menschen, die der Meinung sind, Politikerinnen und Politiker hätten nicht viel aus der Geschichte gelernt. Schreiben Sie aus dieser Position heraus eine korrekte E-Mail an die Regierungsrätin oder den Regierungsrat Ihres Kantons. Erläutern Sie mithilfe der vorangehenden Informationen, was die zuständigen Personen mit Blick auf die Geschichte anders hätten machen können. Halten Sie sich in Ihrer E-Mail an den formellen Stil (siehe Instrument «formeller und informeller Stil»). Schicken Sie die E-Mail an Ihre Lehrperson.

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