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Beim Einkaufen von 800 Kameras gefilmt

Die Künstliche Intelligenz (KI) wird in unserem Alltag immer allgegenwärtiger. Dies beweist auch das neuste Beispiel aus Deutschland. Dort testen derzeit Rewe und andere grosse Supermarktketten den Einsatz von KI in ihren Läden. Das Einkaufen wird dadurch deutlich einfacher: Die Waren müssen nicht mehr eingescannt werden und das Schlangestehen an der Kasse hat sich erledigt. Früher oder später könnte die moderne Technologie auch in der Schweiz zur Anwendung kommen. Doch dies hat seine Tücken: Gemäss einer neuen Umfrage profitieren weniger die Kundinnen und Kunden als vielmehr die Unternehmen. Es wird mit einem Stellenabbau gerechnet.

Stellen Sie sich das vor: Sie gehen einkaufen und jedes Mal, wenn Sie ein Produkt aus dem Regal nehmen, wird dies von Überwachungskameras gefilmt. Unvorstellbar? In Deutschland ist dieses Szenario bereits jetzt Realität. Rewe und andere grosse deutsche Supermarktketten probieren derzeit in sogenannten Testmärkten modernste KI-Technologie aus. Für die Kundinnen und Kunden bringt dies ein komplett neues Einkaufserlebnis: Sie müssen die Waren nicht wie in Schweizer Supermärkten einscannen oder einscannen lassen, sondern können sie einfach einpacken. Kassen sind keine mehr nötig, denn die Bezahlung erfolgt automatisch.

Für den Einkauf in den KI-gesteuerten Pick&Go-Filialen reicht es, eine App herunterzuladen und eine einmalige Altersüberprüfung vorzunehmen. Den Rest erledigen die 800 Deckenkameras im Laden, die jeden Handgriff der Kundinnen und Kunden erfassen. Zusätzlich gibt es in den Regalen Gewichtssensoren, die weitere Daten über die entnommenen Produkte liefern. Die KI verknüpft die Informationen mit der App der Käuferin oder des Käufers und verrechnet die Waren schliesslich mit dem Zahlungsmittel, das in der App hinterlegt wurde. Eine Gesichtserkennung findet gemäss Rewe keine statt. Es würden auch keine biometrischen Daten gesammelt, lässt das Unternehmen wissen. Die gesammelten Daten seien anonymisiert.

Sieht so also die Zukunft des Einkaufens aus? In der Schweiz geben sich die Detailhändler angesichts solcher Aussichten eher zurückhaltend. Coop teilt gegenüber «Kassensturz» von SRF mit, dass personallose Läden aktuell «kein Thema» sind. Auch die Migros sieht momentan von einem Einsatz dieser Technologie in ihren Filialen ab. Bei Spar klingt es allerdings schon ein wenig anders: Das Unternehmen teilt mit, diese Technologie derzeit zu prüfen. Experte Gianluca Scheidegger vom Gottlieb Duttweiler Institut glaubt, dass es solche KI-Systeme wohl früher oder später auch bei uns geben wird.

Es stellt sich allerdings die Frage, wer vom neuen Einkaufssystem profitieren wird und wer womöglich die Leidtragenden sind. Um diesen Fragen nachzugehen, hat Gianluca Scheidegger eine repräsentative Umfrage in der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich durchgeführt. Er hat sowohl Führungskräfte von Handelsunternehmen als auch Kundinnen und Kunden befragt. Das Ergebnis seiner Studie überrascht: «Die Führungskräfte erwarten, dass KI hauptsächlich dem Unternehmen einen Vorteil bringt, und nicht den Kundinnen und Kunden», so Scheidegger. Gut ein Drittel des befragten Managements rechnet zudem damit, dass der Einsatz von KI eher zu höheren als zu tieferen Ladenpreisen führt. Gut ein Drittel geht davon aus, dass die Löhne eher sinken als ansteigen.

Scheidegger verweist zudem auf Studien aus den USA, die belegen, dass Unternehmen, die KI im Betrieb anwenden, weniger Stellen ausschreiben. Droht also ein Stellenabbau? Rewe bestreitet, mit dem neuen Einkaufssystem Personal einzusparen. «Das Ziel ist es nicht, Personal abzubauen, sondern den Kunden ein Erlebnis zu bieten und auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken», sagt Projektleiterin Alina Klüger gegenüber «Kassensturz». Die Studie von Gianluca Scheidegger zeigt jedoch ein anderes Bild: So rechnet eine deutliche Mehrheit der befragten Führungskräfte damit, dass es zu einem Stellenabbau kommt.

Bei so vielen negativen Folgen fragt man sich, weshalb wir überhaupt modernste Technologien wie KI einsetzen. Die einfache Antwort darauf: Wir nutzen sie vor allem, weil wir uns an sie gewöhnt haben. Experten und Expertinnen führen dies unter anderem auch auf die Coronapandemie zurück, die uns dazu gezwungen hat, uns mit den neuen digitalen Lösungen auseinanderzusetzen. Die Omnipräsenz der Smartphones hat ausserdem dazu geführt, dass Kundinnen und Kunden schneller bereit sind, persönliche Daten zu teilen. «Ich vertraue da jetzt mal Rewe, dass sie auch keinen Unfug mit meinen Daten anstellen», meint einer der von «Kassensturz» befragten Kunden in einem Düsseldorfer Testmarkt.

Und auch sonst kommt das schnelle Einkaufen mit KI bei den befragten Kundinnen und Kunden in Düsseldorf gut an. «Wenn ich die Wahl habe, so wie hier einzukaufen oder in einem Laden ohne dieses System, würde ich mich immer für diese Möglichkeit entscheiden», sagt einer der Befragten. 

Auftrag

  • Durchführung einer Umfrage zur Akzeptanz von KI im Detailhandel:

    • Planen und führen Sie eine Umfrage zur Akzeptanz von KI im Detailhandel durch.
    • Analysieren Sie die Ergebnisse und vergleichen Sie sie mit den Ergebnissen der Studie von Gianluca Scheidegger.
    • Gehen Sie bei der Erstellung, Durchführung und Auswertung der Umfrage gemäss dem Grundlagenwissen «Die Umfrage» vor.
  • Schreiben Sie einen Kommentar, in dem Sie die Ergebnisse der Umfrage berücksichtigen und Ihre Meinung zur Akzeptanz von KI im Detailhandel darlegen. Gehen Sie in Ihrem Kommentar auf folgende Fragen ein:

    • Welche Ergebnisse der Umfrage haben Sie am meisten überrascht?
    • Wie stehen Sie persönlich zur Nutzung von KI im Detailhandel?
    • Welche Vorteile und Nachteile sehen Sie in der Einführung von KI-gesteuerten Supermärkten?
    • Glauben Sie, dass KI-gesteuerte Supermärkte in der Schweiz erfolgreich sein werden? Warum oder warum nicht?