Der Kanton Nidwalden hat ein Handyverbot an seinen Schulen beschlossen. Ab dem kommenden Schuljahr sind Smartphones demnach im Schulzimmer und auf dem Pausenhof nur noch zu Unterrichtszwecken oder in Notfällen erlaubt. Nidwalden nimmt damit in der Schweiz eine Vorreiterrolle ein. Bisher kannte man solche Verbote nur von einzelnen Gemeinden wie zum Beispiel Köniz im Kanton Bern. Bald könnte sogar die Nutzung von sozialen Medien für unter 16-Jährige schweizweit eingeschränkt werden.
Jetzt wird durchgegriffen: Keine Mobiltelefone mehr im Unterricht und auf dem ganzen Schulareal! Diesen Entscheid hat Anfang Mai die Nidwaldner Bildungsdirektion mitgeteilt. Somit dürfen ab dem Schuljahr 2025/26 an den Volksschulen im ganzen Kanton Nidwalden Handys, Tablets und Laptops nur noch zu Unterrichtszwecken oder im Notfall benutzt werden. Die Bildungsdirektion und die Leitungen der Gemeindeschulen seien übereingekommen, dass einheitliche und verbindliche Vorgaben zur Nutzung elektronischer Geräte nötig seien, heisst es in einer entsprechenden Mitteilung.
Begründet wird dieser Schritt damit, dass die Kinder und Jugendlichen in den Schulhäusern vermehrt elektronische Geräte nutzen und dieses Verhalten zu Ablenkungen im Unterricht und neuen Herausforderungen im sozialen Miteinander von Schülerinnen und Schülern führt. Es sei deswegen ein «wachsames Hinschauen» nötig. Durchsetzen will man das Verbot notfalls auch mit Sanktionen. So können die Lehrpersonen bei einem Verstoss gegen die Richtlinien das Gerät einziehen und es erst zum Unterrichtsende wieder zurückgeben. Im Wiederholungsfall seien auch disziplinarische Massnahmen möglich, teilt die Bildungsdirektion mit. Wobei den Smartphones, Tablets oder Laptops nicht deren Nutzen abgesprochen werden soll. Kinder und Jugendliche müssten aber einen bewussten Umgang mit den elektronischen Geräten erlernen.
Nidwalden nimmt damit in der Schweiz eine Vorreiterrolle ein. So gibt es zwar einzelne Gemeinden wie zum Beispiel Köniz, die ein Handyverbot an ihren Schulen eingeführt haben. Bisher hat aber kein anderer Kanton ein einheitliches Verbot beschlossen. Dabei folgt dieses Vorgehen durchaus einem Trend: Letzten Dezember hatten sich bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sotomo beachtliche 82 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer für ein solches Verbot ausgesprochen.
Letzten Herbst hatte sich auch die Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren, Silvia Steiner, für ein Handyverbot an Schulen starkgemacht. Und in mehreren Kantonen wurden schon Vorgaben zur Handynutzung diskutiert. In Schwyz entschied sich der Kantonsrat im Februar aber letztlich dagegen, eine kantonale Regelung einzuführen. Die Schulen hätten das Thema im Griff, hiess es. Auf ähnliche Argumente stützte sich auch der Luzerner Regierungsrat, der ebenfalls auf ein generelles Smartphone-Verbot verzichtete, genauso wie die Kantonsregierung in Zug.
Das Thema beschäftigt also. Dies verdeutlicht auch ein Vorstoss der Baselbieter Ständerätin Maya Graf (Grüne) im Parlament. Der Bundesrat wird darin aufgefordert, ein Verbot von TikTok oder Instagram in der Schweiz zu prüfen. Wobei kein generelles Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche beabsichtigt wird. Stattdessen sollen unter 16-Jährige lediglich vor «übermässigem und schädlichem Konsum von sozialen Medien» geschützt werden. Graf begründet ihre Forderung mit den negativen Einflüssen des Smartphones auf die persönliche Entwicklung, die psychische Gesundheit sowie die Konzentrations- und Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.
Wie Ende Februar bekannt geworden ist, zeigt sich der Bundesrat durchaus offen gegenüber einem Verbot von sozialen Medien für Kinder. Für den Bundesrat ist unbestritten, dass die Nutzung sozialer Netzwerke eine Auswirkung auf die psychische Gesundheit junger Menschen hat. Die Landesregierung will die Situation deshalb nun genauer prüfen. Auch parteipolitisch findet ein solches Vorgehen Anklang: Laut der erwähnten Sotomo-Umfrage sind 85 Prozent der SVP- und 83 Prozent der SP-Wählenden für ein Handyverbot. «Nur» 75 Prozent Zustimmung gibt es von den GLP-Wählenden.
Neu wäre ein solches Verbot im internationalen Vergleich übrigens nicht. So hat erst kürzlich Australien als erstes Land den Zugang zu sozialen Medien für unter 16-Jährige verboten. In mehreren Ländern gibt es ausserdem ein Verbot oder Einschränkungen des Handygebrauchs, so zum Beispiel in Italien, Frankreich, Griechenland und den Niederlanden.
Quellen:
https://www.srf.ch/news/schweiz/handys-nicht-erlaubt-nidwalden-beschliesst-richtlinien-fuer-handynutzung-an-schulen
https://www.watson.ch/schweiz/digital/124941792-nidwalden-beschliesst-handyverbot-an-schulen
https://www.watson.ch/digital/schweiz/522022643-social-media-verbot-fuer-jugendliche-bundesrat-zeigt-sich-offen
https://www.persoenlich.com/digital/bundesrat-pruft-tiktok-und-instagram-verbot-fur-unter-16-jahrige
Reflektieren Sie Ihre eigene Handynutzung.
Ist ein Handyverbot in der Schule sinnvoll?
Braucht es auch an Berufsfachschulen ein Handyverbot?
Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige: Ist das nötig?
Wie würde sich ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige auf Unternehmen auswirken?