Taylor Swift ist der Star der Superlativen. Keiner füllt so viele Konzerthallen, verkauft so viel Musik und macht damit so viel Geld wie sie. Zweifellos ist die amerikanische Pop-Sängerin, die mittlerweile ein Milliardenvermögen angehäuft hat, die aktuell erfolgreichste Musikerin. Auch Hotels und Gastrobetriebe verdienen bei ihren Konzerten kräftig mit. Den Erfolg verdankt Taylor Swift nicht zuletzt ihrem guten Geschäftssinn: Die 36-Jährige hat sich von der Musikindustrie emanzipiert und vermarktet sich auch gleich selbst. Ihr knallhartes Geschäftsmodell löst aber auch Kritik aus.
Die Digitalbank Saxo aus Dänemark geniesst mit ihren Prognosen für das jeweils kommende Jahr in der Finanzbranche schon fast so etwas wie Kultstatus. Für 2026 hat die Bank kürzlich vorausgesagt, dass die Hochzeit der amerikanischen Pop-Sängerin Taylor Swift einen weltweiten Wirtschaftsboom auslösen wird. Die Generation Z wird dem glücklichen Ehepaar nacheifern wollen und entdeckt ihre Freude am Nest- und Gartenbau. Es werden mehr Häuser gekauft und eingerichtet, neue Wohnräume geschaffen und die Heirats- und Geburtenraten steigen. Die Menschen verbringen weniger Zeit in den sozialen Medien und die Aktien der Social-Media-Konzerne fallen in den Keller. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Heimwerkerartikeln, Luxusgütern und Hochzeits-Locations.
Natürlich ist eine solche Prognose gewagt und sicher nicht ganz ernst gemeint. Sie hat aber trotzdem einen wahren Kern: Taylor Swift ist die derzeit erfolgreichste Musikerin der Welt und dank ihrer riesigen Strahlkraft mittlerweile gar ein Wirtschaftsphänomen. Nur bei ihr wäre ein solches Szenario, wie es vorhin beschrieben worden ist, überhaupt denkbar. Ihre letzte Konzerttour hat allein in den Vereinigten Staaten Netto-Konsumausgaben von schätzungsweise 4,6 Milliarden US-Dollar ausgelöst, etwa durch Tickets, Anreise, Übernachtungen, Verpflegung oder Bekleidung. Ihre Fans machen pro Kopf und Konzert durchschnittlich 1300 US-Dollar locker und lassen dadurch etwa Hotels oder Restaurants kräftig mitverdienen. Ein amerikanisches Marktforschungs- und Umfrageunternehmen rechnete aus, dass Taylor Swift, wäre sie eine eigene Volkswirtschaft, grösser als 50 Länder wäre.
Zur Erklärung des wirtschaftlichen Effekts von Taylor Swift wurde in den Medien sogar der englische Begriff Swiftonomics geprägt. Die Medienwissenschaftlerin Christine Lötscher von der Universität Zürich nennt Swift ein «transmediales Phänomen». Sie sei eine Figur, die in allen Kanälen, in sozialen Medien, in Filmen und in der Literatur auftaucht, also omnipräsent ist. Sie sei eine Identifikationsfigur für junge Frauen, gerade weil sie die Normalität verkörpere. Tatsächlich begeistert die 36-Jährige ein mehrheitlich jüngeres, weibliches Publikum. Ihre Fans, die sich für die Konzerte gerne auch mal besonders bunte und extravagante Outfits anziehen, werden liebevoll Swifties genannt. Sie folgen ihrem Star in grossen Massen quer über den Globus: So sollen für die beiden Schweizer Konzerte im Sommer 2024 rund 11’000 Besucherinnen und Besucher aus den USA nach Zürich gereist sein.
Taylor Swift, deren Vermögen mittlerweile auf rund 1,6 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, ist unbestritten eine kluge Geschäftsfrau. So emanzipierte sie sich zum Beispiel erfolgreich von der Musikindustrie: Nach einem Streit mit ihrem Label Big Machine Records nahm sie vier ihrer Alben noch einmal neu auf und verkaufte diese fortan in Eigenregie mit dem Zusatz «Taylor’s Version». Diese neuen Alben übertrumpfen die alten Versionen seither bei den Verkäufen und Streams deutlich. Und auch beim Merchandising und Marketing hält Swift die Zügel selbst in der Hand. Sogar den Film über ihre letzte Konzerttour hat sie über ihre eigene Produktionsfirma veröffentlicht, über die sie seit 2018 ihre Musikvideos und Filme vertreibt. Erst kürzlich, am 12. Dezember, sind sowohl ein neuer Konzertfilm als auch eine neue Mini-Dokuserie veröffentlicht worden.
Taylor Swift gelingt es also, Business und Kunst erfolgreich zu verknüpfen. Sie wird damit zu einem Vorbild für viele junge Künstlerinnen und Geschäftsfrauen. Vor zwei Jahren wurde sie vom Wirtschaftsmagazin «Forbes» gar als erste Entertainerin überhaupt zu den fünf mächtigsten Frauen der Welt gewählt. Indem sie ihre Musik so stark kapitalisiert, macht sie sich aber auch angreifbar: Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, dass ihr Geschäftsmodell auf Gier und Profitmaximierung ausgelegt sei. So gehört es etwa zu Taylor Swifts Selbstvermarktung, dass sie mehrere Dutzend Versionen eines einzigen Albums veröffentlicht und durch grosse Marketingkampagnen bewirbt. Von ihrem neusten Album «The Life of a Showgirl», das im Oktober erschienen ist, sind weit über 30 Versionen veröffentlicht worden – als CDs, Vinyl-Schallplatten, Download-Varianten oder sogar als Kassetten.
Ihre treusten Fans dürften solche Vorwürfe wohl mehrheitlich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen. Sie blicken stattdessen mit grosser Vorfreude der anstehenden Hochzeit entgegen. Vielleicht wird diese ja tatsächlich alle Rekorde brechen und die Weltwirtschaft ankurbeln. Immerhin soll sich das glückliche Paar aufgrund der langen Gästeliste bereits nach einer grösseren Location umgesehen haben. Erneut werden also die Kassen klingeln.
Quellen:
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/taylor-swift-in-zuerich-geldmaschine-swift-interessiert-auch-die-wirtschaft
https://www.srf.ch/news/schweiz/zwei-konzerte-in-limmatstadt-taylor-swift-fans-haben-in-zuerich-93-millionen-franken-ausgegeben
https://de.wikipedia.org/wiki/Taylor_Swift
https://www.surplusmagazin.de/kapitalismus-taylors-version-swift-profit-thelifeofashowgirl/
https://www.srf.ch/audio/rendez-vous/das-wirtschaftsphaenomen-taylor-swift?partId=db0704de-35a1-4316-b12d-9e95384ea7aa
Taylor Swift und die Medien: Diskutieren Sie in Dreiergruppen die folgenden Fragen:
Wirtschaftsphänomen Taylor Swift: Wofür gibt ein Taylor-Swift-Fan Geld aus und wer alles profitiert davon?
Fan-Artikel unter dem Weihnachtsbaum: Sie arbeiten in einem Fachgeschäft für Geschenkartikel und erhalten den Auftrag, für das Weihnachtsgeschäft einen Tisch zum Thema «Taylor Swift» zu bestücken und zu gestalten.
Zusatzaufgabe für echte Swifties: Testen Sie Ihr Wissen im «schwierigsten Taylor-Swift-Quiz aller Zeiten» (stern.de).