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Gerät der Solarboom ins Stocken?

Neuste Zahlen sollen belegen, dass der Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz nicht so rasch voranschreitet wie erhofft. Kommt also jetzt nach dem grossen Solarboom der grosse Solarfrust? Die Branche jedenfalls schlägt Alarm und geht davon aus, dass die nächsten zwei Jahre hart werden könnten. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und somit die hiesige Energiewende könnten an Schwung verlieren.

Es ist noch nicht lange her, da wurde in den Medien berichtet, dass die Nachfrage nach Sonnenenergie in der Schweiz so gross sei wie noch nie. So gross, dass sogar die Netze an ihre Grenzen stossen, weil sie nicht so viel Strom verteilen können. Tatsächlich ist der Ausbau der Photovoltaik bisher eine Erfolgsgeschichte. Auch im vergangenen Jahr wurde er deutlich vorangetrieben. Das Ergebnis davon: In den ersten drei Monaten dieses Jahres lieferten die Photovoltaikanlagen hierzulande acht Prozent der gesamten Stromproduktion. Seit Anfang April gab es sogar Tage, an denen der Anteil bis zu einem Viertel des Tagesverbrauchs betrug.

Alles bestens also? Könnte man meinen. Plötzlich ist aber davon zu lesen, dass der Solarboom schon bald vorbei sein könnte. «Warum der Ausbau der Solarenergie stockt», titelte kürzlich der «Tages-Anzeiger» in einem Newsartikel. Darin berichtet die Schweizer Tageszeitung von Prognosen, wonach der Zubau von Photovoltaikanlagen in diesem Jahr deutlich zurückgehen dürfte. Belegt wird dieser Rückgang durch Zahlen von Pronovo, der Stelle für Förderprogramme. Demnach gab es im Januar noch 5100 Anfragen für Förderbeiträge zugunsten kleiner Anlagen. Danach ging die Zahl allerdings jeden Monat zurück, bis es im April nur noch 4095 Anfragen waren. Das ist deutlich weniger als noch vor einem Jahr.

Gemäss Noah Heynen, dem CEO des Solarinstallateurs Helion, steckt die Branche mitten in einer tiefgreifenden Marktbereinigung. Er geht davon aus, dass die kommenden zwei Jahre «extrem hart» werden könnten. Heynen weist vor allem auf den starken Einbruch bei der Privatkundschaft hin. Die Anzahl der Neuinstallationen könnte je nach Region um fast einen Viertel zurückgehen. Mehrere kleinere Anbieter hätten bereits Konkurs angemeldet. Und auch grössere Firmen wie beispielsweise die Freiburger Group E ziehen sich zurück. Das Unternehmen hat informiert, dass 168 Mitarbeitende ihren Job verlieren. Die Firma Helion ist ebenfalls betroffen: «Wir mussten auch Entlassungen vornehmen», lässt sich Noah Heynen zitieren.

Der Rückgang trifft nicht nur die Solarbranche. Der gesamte Ausbau der erneuerbaren Energien und somit die hiesige Energiewende verlieren an Schwung. Damit die Schweiz ihre Klimaziele erreicht, müssten – gemäss Annahmen des Bundes – jährlich rund 2 Terawattstunden an Solarstromkapazität hinzukommen. Sollten es dieses Jahr, wie prognostiziert, nur 1,5 Terawattstunden sein, so wäre man von diesem Ziel deutlich entfernt. Der Bund hat es sich zum Ziel gesetzt, dass der Solarstrom bis 2030 rund 30 Prozent des gesamten Verbrauchs ausmacht. Hierfür müsste die Kapazität allerdings innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt werden.

Völlig unerwartet kommt der Rückgang offenbar nicht. Noah Heynen ist der Meinung, dass sich nach einem überhitzten Boom die Nachfrage jetzt wieder normalisiert. Es brauche jetzt eine gemeinsame Anstrengung. «Politik, Netzbetreiber und Anbieter müssen an einem Strang ziehen», so Heynen. Irit Mandel, Mediensprecherin beim Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, erkennt eine ähnliche Entwicklung: «Der Rückgang beim Zubau von Photovoltaik spiegelt aus unserer Sicht eine gewisse Normalisierung des Marktes wider – nach dem sehr starken Wachstum der letzten Jahre.» Der Verband geht jedoch auch davon aus, dass das Wachstum noch weiter abflacht.

Auch das Bundesamt für Energie rechnet übrigens mit einem Rückgang der zugebauten Leistung. Es schätzt diesen aber kleiner ein als die Branche: So rechnet der Bund für das Jahr 2025 mit einem Zubau, der nur 5 Prozent unter dem Wert von 2024 liegen würde.

Auftrag

  • Genutzte und ungenutzte Flächen für Solaranlagen:

    • Sind Ihr Zuhause, Ihr Schulgebäude und das Gebäude Ihres Lehrbetriebs mit Solaranlagen ausgestattet? Suchen Sie diese und weitere Gebäude auf der interaktiven Karte von geo.admin.ch (Elektrizitätsproduktionsanlagen).
    • Wie gut sind die von Ihnen gesuchten Gebäude für die Solarenergie geeignet? Überprüfen Sie dies mithilfe der interaktiven Karte von geo.admin.ch (Solarenergie: Eignung Dächer). Tipps: (1) Klicken Sie auf die eingefärbte Dachfläche, um Details zu erfahren. (2) Bei Interesse können Sie im Menu ein zusätzliches Häkchen setzen, um auch die Eignung der Fassaden anzeigen zu lassen.
    • Tauschen Sie sich zu zweit über Ihre Erkenntnisse aus.
    • Einigen Sie sich in der Zweiergruppe auf eine Ihrer Wohngemeinden. Wo erkennen Sie in der ausgewählten Gemeinde das grösste Potenzial für neue Solaranlagen an Gebäuden?
    • Bereiten Sie zu zweit eine kurze Präsentation für die «Umwelt- und Energiekommission» Ihrer Gemeinde vor. Erstellen Sie dazu 2–4 PowerPoint-Folien, auf denen Sie das erkannte Potenzial aufzeigen und geeignete Massnahmen vorschlagen.
  • Vor- und Nachteile von Solaranlagen:

    • Lesen Sie den Sachtext «Erneuerbare und nicht-erneuerbare Energie» (ABU).
    • Schreiben Sie einen persönlichen Kommentar: Welche Vorteile und welche Nachteile hat die Solarenergie gegenüber anderen erneuerbaren Energiequellen? Recherchieren Sie bei Bedarf zusätzliche Informationen im Internet. (Mögliche Themen sind die Verfügbarkeit, die Kosten, der Natur- und Heimatschutz usw.)