Der Begriff «Lebensmittelsicherheit» kann die Lebensmittelhygiene oder auch die Sicherstellung von Lebensmittelangeboten meinen. Grundsätzlich geht es darum, gute und gesunde Lebensmittel für Menschen herzustellen.
Darüber, wie Lebensmittelsicherheit erreicht werden soll, gibt es unterschiedliche Ansichten. Es gibt Gentechnik-Befürworter*innen, die diese Ziele mit optimiertem Saatgut erreichen wollen. Andere bevorzugen eine Strategie ohne Gentechnik.
Zwei Exponenten dieser Auseinandersetzung sind die USA und die EU. Die meisten amerikanischen Lebensmittelproduzenten verwenden gentechnisch verändertes Saatgut und auch das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat, um die Ernte zu maximieren und so mehr Nahrungsmittel zu produzieren.
Die US-Amerikaner*innen argumentieren, dass mit dieser Methode die Lebensmittelsicherheit für kommende Generationen garantiert werden kann, da nur so die wachsende Weltbevölkerung mit der gentech-unterstützten Lebensmittelproduktion ernährt werden könne. Langfristig müssten weniger Pflanzenschutzmittel (Herbizide) eingesetzt werden, denn die gentechnisch veränderten Pflanzen seien weniger anfällig auf Krankheiten und Schädlinge.
Die EU lehnt Importe der gentechnisch modifizierten Pflanzen ab und verunmöglicht es US-amerikanischen Landwirt*innen, ihre Produkte in die EU einzuführen. Im Rahmen der «Farm to Fork»-Initiative der EU soll die europäische Landwirtschaft zudem noch umweltverträglicher und «grüner» werden, genetische modifizierte Pflanzen und Lebensmittel werden von dieser Initiative nach wie vor abgelehnt.
Für die US-Amerikaner*innen ist die europäische Haltung verantwortungslos, weil die EU als grosser Markt auch andere Länder mit ihrer Haltung beeinflusst respektive genveränderte Lebensmittel nicht zulässt und damit deren Produktion unattraktiv macht. Die EU gefährde damit die Lebensmittelsicherheit für die Weltbevölkerung und diese aufwendige, «grüne» Produktion würde dafür sorgen, dass sich nur die Eliten die umweltverträglichen Lebensmittel leisten können, während das für ärmere Bevölkerungen nicht mehr möglich ist. Sie haben zudem den Verdacht, dass die EU mit diesen Einschränkungen nur ihre eigenen Landwirt*innen vor der amerikanischen Konkurrenz schützen wolle.
Die EU lehnt die amerikanischen Argumente mit dem Hinweis auf eine nachhaltige Landwirtschaft ab und vertritt die Meinung, dass die Lebensmittelsicherheit auch ohne gentechnisch veränderte Lebensmittel möglich sei. Die Klimakrise bedinge, dass die globale Landwirtschaft langfristig umweltverträglicher werde und der europäische Ansatz sei der richtige. Die EU wirft der US-amerikanischen Regierung vor, in ihrem Gewinnstreben den Umweltschutz ausser Acht zu lassen.
Mit Interesse wird diese Entwicklung auch in Mexiko beobachtet. Das Land importiert grosse Mengen von Gentech-Mais aus den USA, um die Nachfrage zu decken. Es gibt aber Bestrebungen, die grosse Vielfalt von mexikanischen Maissorten, die weit über die handelsübliche gelbe Maissorte hinausgehen, zu schützen und mexikanische Mais-Landwirt*innen bei einem ökologischen Anbau zu unterstützen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Auseinandersetzung weiterentwickelt und welche globalen Auswirkungen sich daraus ergeben.
Im Text wird ein sogenannter Zielkonflikt angesprochen. Lesen Sie im Instrument «Zielkonflikt und Zielharmonie» den Abschnitt zu den Zielkonflikten. Beschreiben Sie, worin der Zielkonflikt besteht und welche beiden Parteien darin verwickelt sind.
Instrument «Zielkonflikt und Zielharmonie» anzeigen
An der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro wurden im Jahr 1992 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formuliert, um den Klimawandel aufzuhalten. Aber was ist eigentlich mit einer nachhaltigen Entwicklung konkret gemeint?