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Chaos im Gotthard-Tunnel

Der Gotthard ist nicht nur das Tor zum Süden, er ist auch ein Nadelöhr. Was passiert, wenn dieses verstopft ist? Das bekam die Schweiz im September vor Augen geführt. Nachdem Teile der Decke auf die Fahrbahn gestürzt waren, musste der Strassentunnel für den Verkehr gesperrt werden. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Wegen einer Zugentgleisung ist seit August auch der Basistunnel für den Bahnverkehr nur noch eingeschränkt befahrbar. Dies weckte nicht nur logistische Sorgen, sondern auch Erinnerungen an den Brand von 2001.

Und plötzlich ging nichts mehr: Am 10. September musste der Gotthard-Strassentunnel in beide Richtungen gesperrt werden. In der Folge kam es zu einem Stau über mehrere Kilometer und stundenlangen Wartezeiten. Die Fahrzeuge im 17 Kilometer langen Tunnel mussten wenden, grosse Reisecars gar rückwärts hinausfahren. Verkehrsteilnehmer*innen berichteten in der Folge von chaotischen Szenen. Der gesamte Autoverkehr musste grossräumig über die San-Bernardino-Route und über die Gotthard-Passstrasse umgeleitet werden. Die Sicherheit stehe an erster Stelle, kommentierte Bundesrat Albert Rösti den Verkehrsstopp.

Was war passiert? Im Tunnel hatten sich Betonteile von der Decke gelöst und waren auf die Fahrbahn gefallen. Verletzt wurde bei dem Vorfall zum Glück niemand. Die Schäden jedoch sind gross: In der Zwischendecke entdeckten die Fachleute einen 25 Meter langen Riss. Verursacht wurde dieser durch eine Druckveränderung im Tunnel, welcher Spannungen im Gebirge vorausgegangen waren. Der betroffene Teil der Zwischendecke musste abgebrochen und ersetzt werden. Der Tunnel konnte schon nach knapp einer Woche wieder geöffnet werden.

Trotzdem kam die Sperrung des längsten Strassentunnels der Schweiz zu einem äusserst ungünstigen Zeitpunkt. Stand der Gotthard doch einen Monat zuvor schon in den Schlagzeilen: Damals war im Basistunnel ein Güterzug mit 30 Wagen entgleist. Seither ist der Tunnel für den Güterverkehr nur noch eingeschränkt befahrbar. Der Personenverkehr wurde gar gestrichen. Er wird auf unbestimmte Zeit über die Bergstrecke geführt. Gemäss den Schweizerischen Bundesbahnen wird die Behebung der immensen Schäden noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Allein die Bergung der entgleisten Wagen dürfte noch bis Ende September dauern.

Wie wichtig der Gotthard als Verkehrsknotenpunkt ist, zeigten nach der Sperrung des Strassentunnels die Reaktionen aus der Schweizer Wirtschaft. Eine potenziell länger dauernde Schliessung des Autotunnels sei für die Tessiner Wirtschaft bedrohlich, meinte der Direktor der Tessiner Wirtschaftskammer, Luca Albertoni. Er verwies darauf, dass viele Firmen in seinem Kanton mit der Deutschschweiz eng verknüpft seien und es von grösster Wichtigkeit sei, dass die Transportketten garantiert sind. Auch aus der Transportbranche gab es Stimmen, welche zwar betonten, dass die Sicherheit vorgehe, die Sperrung für die Logistikunternehmen aber als problematisch bezeichneten. Es wurde daran erinnert, wie wichtig die Nord-Süd-Achse für den Transport von Früchten und Gemüse sei. Für die Grossverteiler Coop und Migros hingegen war die Sperrung weniger problematisch. Sie konnten den Grossteil ihrer Waren zu diesem Zeitpunkt wieder mit der Bahn transportieren.

Dass Tunnels nicht immer sicher sind und bei einem Vorfall für ein Verkehrschaos sorgen können, das bekam die Schweiz bereits 2001 auf schmerzliche Art vor Augen geführt. Ein Brand im Strassentunnel hatte damals elf Menschen das Leben gekostet. Ein Lastwagen war auf die Gegenfahrbahn geraten und dort mit einem weiteren LKW kollidiert. Hunderte Pneus, die der Unfallverursacher geladen hatte, gerieten in Brand. Auf einer Länge von 100 Metern stürzte die Decke ein. Für die Reparaturarbeiten musste der Tunnel zwei Monate gesperrt werden. Der bisher schlimmste Unfall im Gotthard hatte zur Folge, dass die Sicherheitsmassnahmen inner- und ausserhalb des Tunnels über die Jahre schrittweise verbessert wurden.

Auftrag

Die Mobilität hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die langen Wartezeiten am Gotthard-Tunnel sind ein Zeugnis davon.

Befassen Sie sich genauer mit dem Thema Mobilität in der Schweiz:
  • Entschlüsseln Sie die Grafik des Bundesamtes für Statistik zum Bestand der Strassenfahrzeuge mithilfe des Instruments «Grafiken lesen mit OVI».

  • Ergänzen Sie die drei Schritte in OVI mit einem vierten Schritt, den möglichen Auswirkungen. Beschreiben Sie mithilfe des Textes, welche Auswirkungen die zunehmende (Strassenverkehrs-)Mobilität haben kann.

  • Erklären Sie mithilfe des Abschnitts A im Instrument «Externe Effekte und umweltpolitische Instrumente», inwiefern Motorfahrzeuge externe Kosten verursachen.

  • Lesen Sie den Abschnitt B im selben Instrument. Bestimmen Sie, welche Instrumente der Staat einsetzt, um die Umwelt zu schützen und allenfalls das Entstehen von externen Kosten zu verhindern.

  • Geben Sie drei weitere Beispiele praktischer/alltäglicher Anwendungen von Umweltmassnahmen in der Schweiz.