Das Thema Lebensmittelverschwendung ist in der Schweiz nach wie vor aktuell. Trotz eines Aktionsplans des Bundesrats werden hierzulande immer noch deutlich zu viele Lebensmittel weggeworfen. Jährlich sind es pro Person rund 330 Kilogramm. Dabei denken wir beim Schlagwort Foodwaste automatisch zuerst an die Grossverteiler. Tatsächlich entsteht aber der mit Abstand grösste Teil des Abfalls in unseren eigenen vier Wänden.
Foodwaste. Dieser Begriff aus dem Englischen begegnet uns seit einigen Jahren immer häufiger. Gemeint ist damit auf Deutsch nichts anderes als Lebensmittelverschwendung. So wird bekanntlich ein grosser Teil der erzeugten Lebensmittel von uns Menschen nicht konsumiert, sondern weggeworfen. Gerade in der Schweiz ist Foodwaste nach wie vor ein grosses Problem: Gemäss einer Studie der ETH Zürich landen hierzulande jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Auf eine Person entfallen somit pro Jahr rund 330 Kilogramm. Eingerechnet sind nebst den privaten Haushaltsabfällen auch jene Abfälle, die bereits in der Landwirtschaft oder durch die Verarbeitung entstehen. Foodwaste hat einen Einfluss auf das Klima: Besonders schlecht ist es, wenn energieintensive Produkte (z.B. Fleisch, Butter, Kaffee- und Kakaobohnen) oder mit dem Flugzeug importierte Produkte in den Müll geworfen werden.
Unweigerlich denken wir beim Thema Foodwaste an die mit Lebensmittel gefüllten Container der Grossverteiler. In der Schweiz ist der Detailhandel für jährlich 279’000 Tonnen Lebensmittelabfälle verantwortlich. Der grösste Teil davon entfällt auf Migros und Coop. Bei den beiden Grossen im Detailhandel wird jährlich rund 1 Prozent (Migros) bzw. 2 Prozent (Coop) der Lebensmittel weggeworfen. Dies klingt im ersten Moment nicht nach viel, ist aber eine ganze Menge: Bei Coop zum Beispiel sind das jährlich mindestens 50’000 Tonnen. Zum Vergleich: Das entspricht fünf Mal dem Gewicht des Eiffelturms. Coop will diesen Anteil bis 2026 auf 0,5 Prozent senken. Die Politik setzt Druck auf: 2022 hat der Bundesrat einen Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung verabschiedet. Die Menge an Foodwaste soll bis ins Jahr 2030 gegenüber 2017 halbiert werden.
Coop und Migros verweisen darauf, dass die Abfälle entweder zu Biogas, Flüssigdünger oder Futtermittel verarbeitet werden. Zudem übergeben die beiden Grossverteiler jedes Jahr viele Tonnen Lebensmittel, an denen nichts zu beanstanden ist, an Organisationen wie die Stiftung Schweizer Tafel und Tischlein deck dich. Dabei haben die Abfälle im Detailhandel nicht zuletzt auch mit der Erwartungshaltung der Kundinnen und Kunden zu tun. Diese haben sich daran gewöhnt, bis kurz vor Ladenschluss beispielsweise frisches Brot zum Verkauf angeboten zu bekommen. Sie möchten sogar aus verschiedenen Sorten auswählen können. Um zu verhindern, dass die Kundschaft bei der Konkurrenz landet, fühlen sich die Detailhändler gezwungen, mitzuziehen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Der meiste Abfall entsteht in unseren eigenen vier Wänden. Der Detailhandel verursacht nur rund 8 Prozent der Lebensmittelabfälle, die privaten Haushalte hingegen sind für stolze 38 Prozent verantwortlich. Weiter entfallen 27 Prozent auf die Verarbeitung, 14 auf die Gastronomie und 13 auf die Landwirtschaft. Dass die Haushalte so viel Abfall verursachen, hat unter anderem damit zu tun, dass die Lebensmittel häufig nur deshalb im Müll landen, weil das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Dabei sind sie meist noch weit über dieses Datum hinaus konsumierbar. Aus rechtlicher Sicht wäre es seit 2001 knapp 18’000 kleineren Läden in der Schweiz möglich, Lebensmittel über deren Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus zu verkaufen. Nur wenige machen aber bisher davon Gebrauch. Auch die Grossverteiler nehmen die abgelaufenen Produkte immer noch aus ihren Regalen.
Was kann in den eigenen vier Wänden gegen Foodwaste unternommen werden? Nennen Sie drei bis vier Punkte.
Foodwaste wirkt sich auch auf die Nachhaltigkeit aus. Argumentieren Sie Ihren Kaufentscheid von einem bestimmten Lebensmittel z.B. (Zucht-)Lachs für den Sonntagsbrunch anhand des Instruments «Vernünftige und verantwortungsvolle Kaufentscheide» . Fragen Sie sich dabei, ob der Kauf nötig ist, ob der Kauf nachhaltig ist oder sich schädlich auf die Umwelt auswirkt und schliesslich, wie sich der Kauf auf den eigenen Foodwaste auswirken kann. Beachten Sie dabei, dass Sie einen vollen Kühlschrank zuhause haben, in welchem Sie ausser Lachs alles für einen Brunch haben und der Schinken unbedingt gegessen werden sollte, bevor er schlecht wird.
Suchen Sie in Ihrer Umgebung nach Läden, Restaurants oder Organisationen, die Lebensmitteln eine zweite Chance geben. Zählen Sie zwei bis drei auf.