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Die E-Auto-Revolution lässt auf sich warten

Der Marktanteil der sogenannten Steckerfahrzeuge lag 2023 in der Schweiz erstmals bei mehr als 30 Prozent. Dies ist ein neuer Rekord. Trotzdem schwächelt der Verkauf der E-Autos. Das Ziel, dass bis Ende nächstes Jahr jeder zweite Neuwagen ein Elektrofahrzeug ist, könnte deutlich verfehlt werden. Schuld daran hat nicht zuletzt die fehlende Ladeinfrastruktur.

Eigentlich stimmt die Entwicklung: Von den rund 252’000 Neuwagen, die 2023 in der Schweiz verkauft wurden, waren 20,9 Prozent reine Elektroautos und 9,2 Prozent Plug-in-Hybride – ein neuer Rekord. Aber eben nur eigentlich. Denn das Wachstum der Elektromobilität bleibt trotzdem hinter den Erwartungen zurück. So hat vor zwei Jahren eine breite Allianz aus verschiedenen Wirtschaftsbranchen mit Bund, Kantonen und Gemeinden den Entschluss gefasst, dass bis Ende 2025 jeder zweite Neuwagen ein sogenanntes Steckerfahrzeug sein soll. Der Elektromobilitätsverband Swiss E-Mobility geht mittlerweile davon aus, dass dieses Ziel deutlich verfehlt wird.

Ein optimistisches Szenario sieht vor, dass der Anteil der Steckerfahrzeuge nicht vor 2026 auf 50 Prozent gesteigert werden kann. Im schlechteren Fall verlängert sich die Wartezeit sogar bis mindestens 2029. Mittlerweile ist die Schweiz auch aus den Top 10 der europäischen Länder mit dem höchsten Anteil an Steckerautos herausgefallen, von Rang 10 auf 11. Angeführt wird die Liste von Norwegen, Island, Schweden und Finnland. In diesen vier Ländern liegt der Anteil bereits bei über 50 Prozent, in Norwegen sogar bei 90 Prozent.

Dabei wäre es auch in der Schweiz aus Klimaschutzgründen wichtig, dass sich das Elektroauto rasch durchsetzt. Ist doch der Verkehr hierzulande noch immer für gut ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Im Juni 2023 hat das Stimmvolk das Klimaschutzgesetz angenommen. Darin ist nicht vorgesehen, beim Absatz der Elektrofahrzeuge an Tempo zu verlieren: Bis ins Jahr 2040 sollen die Emissionen des Autoverkehrs um 57 Prozent gesenkt und bis ins Jahr 2050 komplett getilgt werden. Aktuell sind gerade mal 7 Prozent reduziert worden. Umso wichtiger ist also die Umsetzung der Verkehrswende.

Doch weshalb lässt die E-Auto-Revolution weiter auf sich warten? Gemäss den Branchenexpertinnen und -experten gibt es gleich mehrere Gründe. Diese haben unter anderem mit den Kosten zu tun. Einerseits sind die Strompreise gestiegen. Andererseits unterliegen seit Anfang Jahr die Steckerfahrzeuge, wie alle anderen Neuwagen auch, einer Importsteuer von 4 Prozent. Das neuste TCS-Barometer zur Elektromobilität zeigt zudem, dass für viele Schweizerinnen und Schweizer die fehlende Ladeinfrastruktur gegen ein E-Auto spricht. So geben 65 Prozent der Befragten das Fehlen einer Ladestation zu Hause als Grund an, weshalb sie sich gegen den Kauf eines Elektroautos entscheiden.

Anders als etwa in Deutschland besteht hierzulande kein Recht darauf, eine Ladestation installieren zu dürfen. Soll heissen: Die E-Auto-Besitzerinnen und -Besitzer sind darauf angewiesen, dass ihnen Vermieterinnen und Miteigentümer entgegenkommen. Wer nicht zu Hause kostengünstig mit Haushaltsstrom oder eigener Solaranlage laden kann, dem bleibt nur die Möglichkeit, auf öffentliche Stationen zurückzugreifen. Von diesen gibt es in der Schweiz mittlerweile zwar rund 10’000, je nach Anbieter können die Preise an einer solchen Ladestation allerdings deutlich höher sein als zu Hause.

Und so wäre nun also die Politik gefragt. Von deren Seite gab es aber jüngst keine erfreulichen Neuigkeiten zu vermelden: Im Zuge der Verhandlungen über das revidierte CO2-Gesetz hat der Nationalrat am 14. März beschlossen, auf Fördergelder für Ladestationen für Elektroautos verzichten zu wollen. Ursprünglich hatte der Bundesrat 30 Millionen Franken pro Jahr für die Lade-Infrastruktur sprechen wollen. Der Ständerat war allerdings dagegen. Auch der Vorschlag des Nationalrats von 20 Millionen Franken fand beim Ständerat keine Zustimmung.

Wie stark die Politik das Wachstum der Elektromobilität überhaupt beschleunigen kann, etwa mit Subventionen oder Steuererleichterungen, ist gemäss Swiss E-Mobility unklar. Immerhin: Beim Bund zeigt man sich offenbar optimistischer, das 50-Prozent-Ziel bis 2025 noch erreichen zu können. «Es erscheint uns noch etwas verfrüht, finale Aussagen für das Jahr 2025 zu machen», lässt sich Christoph Schreyer im Tages-Anzeiger zitieren. Er leitet beim Bundesamt für Energie die Sektion energieeffizienter Verkehr. Auch dem Bund dürfte aber klar sein: Es muss nun ein Gang zugelegt werden.


Auftrag

  • Im Text werden verschiedene Gründe genannt, weshalb die E-Auto-Revolution auf sich warten lässt. Ergänzen Sie die Liste mit 1–2 weiteren Gründen. Nutzen Sie dafür den TCS-Bericht.

  • Listen Sie 2–3 Gründe auf, die für Sie persönlich für den Kauf eines Elektroautos sprechen.

  • Formulieren Sie aus den aufgelisteten Gründen stichhaltige Argumente. Das Instrument «Argumentierender Vierschritt» hilft Ihnen dabei.

  • Verfassen Sie anhand Ihrer Argumente einen Kommentar zum Thema «Klimaschutz: Ohne Ausbau der E-Mobilität geht es nicht!». Den Text bauen Sie gemäss dem Instrument «Einen Kommentar schreiben» auf.

Zusatzauftrag

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