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Das Ende der Credit Suisse und die Finanzkrise von 2008

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS dominiert seit einigen Tagen die Medien. Immer wieder wird dabei die Finanzkrise von 2007 und 2008 in Erinnerung gerufen. Was ist damals genau geschehen und weshalb weckt die Credit-Suisse-Krise Ängste vor einer erneuten grösseren Bankenkrise?

Die Finanzkrise vor rund 15 Jahren bestand – wie der Finanzsektor selbst – aus einem hochkomplexen Zusammenspiel von lokalen und internationalen Vernetzungen und Entwicklungen. Als Auslöser gilt generell das Platzen der sogenannten «Immobilienblase» in den USA. Die Zinsen für Hypotheken – also Zinsen für Kredite für Immobilien – waren vor 2008 sehr tief und viele US-Bürger erhielten einen Kredit zum Kauf eines Hauses, obwohl sie ihn sich eigentlich nicht leisten konnten. Für die Finanzinstitute galten diese Kredite als relativ sicher, da ihnen die Immobilien ja als Sicherheit dienten, sollten sich die Hausbesitzer die Zinszahlungen nicht mehr leisten können. Um das Jahr 2005 verschlechterte sich jedoch die wirtschaftliche Lage in den USA und viele Hausbesitzer sahen sich gezwungen, ihr Eigenheim zu verkaufen. Weil das Angebot an Immobilien auf dem Markt nun so gross war, verloren diese drastisch an Wert. Nachdem die Immobilienpreise fielen und viele Häuser zwangsversteigert wurden, erlitten viele Banken und andere Finanzinstitute Verluste in Milliardenhöhe.

Der Höhepunkt dieser Krise wurde erreicht, als die US-amerikanische Investmentbank «Lehman Brothers» im Jahr 2008 Insolvenz anmeldete und die Börsenwerte weltweit auf Talfahrt gingen. Mehrere Versicherungsinstitute und Banken mussten vom jeweiligen Staat gerettet werden, so auch in Irland, Deutschland und der Schweiz. Mehrere Staaten entschieden sich, die Finanzmärkte mit staatlichen Geldern zu stabilisieren und die Finanzinstitute mit öffentlichen Geldern vor der Insolvenz zu retten. Das Eingreifen des Staates wurde politisch kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite haben sich viele Menschen an den Millionensalären der Bankmanager gestört und an der Tatsache, dass nun eben diese Banken mit Steuergeldern gerettet werden mussten. Auf der anderen Seite hat die Krise aufgezeigt, dass grosse Finanzinstitute aufgrund ihrer globalen wirtschaftlichen Vernetzung nicht Konkurs gehen dürfen (Stichwort «too big to fail»; siehe Kasten).

Nach der Finanzkrise von 2008 wurden umfassende Massnahmen eingeführt und die Kontrolle des Finanzmarkts wurde erhöht, damit eine solche staatliche Rettung in Zukunft nicht mehr nötig sein sollte. Nun geriet die Credit Suisse aber doch in finanzielle Schieflage, sodass eine Übernahme durch die UBS, eine Liquiditätsspritze von der Notenbank in der Höhe von 200 Milliarden Franken und eine Staatsgarantie von 9 Milliarden Franken nötig waren. Das heisst, dass die Schweizer Eidgenossenschaft der UBS im Notfall bis zu 9 Milliarden Franken zur Verfügung stellt. Da es sich hierbei um Steuergelder handelt und in der Schweiz dieses Jahr eidgenössische Wahlen anstehen, hat das Ganze eine politische Dimension angenommen. Des Weiteren wurde Kritik an den Massnahmen laut, die nach der letzten Finanzkrise ergriffen wurden. Diese wurden nun nämlich im Fall Credit Suisse nicht umgesetzt. Vielmehr musste die Credit Suisse von der UBS übernommen werden und der Bundesrat musste per Notrecht Liquiditätsmassnahmen ergreifen. Durch die Übernahme der CS durch die UBS sind die zwei grössten Schweizer Banken unter einem Dach vereint. Auch dies birgt grosse Risiken! Wie sich das Ganze jedoch entwickeln wird, muss sich erst noch zeigen.

Too big to fail
Wieso greifen Staaten überhaupt ein, um private Finanzinstitute zu retten? In diesem Zusammenhang fällt häufig das Stichwort «too big to fail» – also zu gross zum Scheitern. Damit ist gemeint, dass gewisse Finanzmarktteilnehmer auf nationaler und internationaler Ebene so gross und so vernetzt sind, dass ihr Scheitern die Stabilität des gesamten Finanzmarkts nachhaltig beeinträchtigen könnte. Würde die Credit Suisse ausfallen, würde dies unsere Volkswirtschaft so stark schädigen, dass eine staatliche Rettung letztlich weniger schädlich ist. Hauptkritik an solchen staatlichen Eingriffen ist jedoch, dass dies bei Banken potenziell zu falschen Anreizen führen kann, da diese im Krisenfall nicht befürchten müssen Konkurs zu gehen und dadurch bei ihren Geschäften zu viel Risiko eingehen.


Quellen:

https://www.postfinance.ch/de/privat/beduerfnisse/anlagewissen/finanzkrise.html?gclid=Cj0KCQjw8e-gBhD0ARIsAJiDsaUo5wTQgbtSqmKgYENLWvF0lt8cxY4IHmyuvZXiipXE7faJW1ggIJoaAr8uEALw_wcB&gclsrc=aw.ds (Zugriff 21.03.2023)
https://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft/10-jahre-nach-lehman-brothers-pleite_finanzkrise-2008--das--schweizer-wunder-/44398884 (Zugriff 21.03.2023)
https://www.finma.ch/de/durchsetzung/resolution/too-big-to-fail-und-systemstabilitaet/ (Zugriff 21.03.2023)
Aymo Brunetti, Wirtschaftskrise ohne Ende? US-Immobilienkrise | Globale Finanzkrise | Europäische Schuldenkrise, hep Verlag 2012

Auftrag

  • Lesen Sie die vier Marktgesetze im Instrument «Preise und Marktgesetze». Ordnen Sie die Entwicklung beim Platzen der «Immobilienblase» in den USA einem Marktgesetz zu und beschreiben Sie, was geschehen ist.

  • Lesen Sie den Beitrag «Bank Run».

    a.) Definieren Sie den Begriff «Bank Run» oder «Bankensturm». Nehmen Sie dazu das Instrument «Redemittel für Definitionen und Erklärungen» zu Hilfe.

    b.) Der Schweizer Staat wollte unbedingt verhindern, dass die Kund*innen das Vertrauen in die Credit Suisse verlieren und ihr Geld abheben. Weshalb ist das so wichtig? Und welches Interesse hat der Schweizer Staat daran? Lesen Sie dazu wenn nötig nochmals den Kasten «too big to fail».